Polnische Pierogi
Gegen 8.30 Uhr breche ich nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel etwas nördlich von Warschau Richtung Westen auf. Die folgenden Tage vergehen wie im Flug. Die meiste Zeit des Tages sitze ich auf dem Rad, halte nur kurz an, um eine Kleinigkeit zu essen oder Kaffee zu trinken, fahre dann aber zügig weiter. Am späten Nachmittag habe ich meistens schon 100 Kilometer geschafft und nach einer längeren Pause fahre ich dann abends noch ein Stück weiter.
In Bydgoszcz übernachte ich wieder in der Stadt in einem Hotel, denn ich möchte unbedingt einmal polnische Pierogi essen und verspreche mir, in einer größeren Stadt ein gutes Restaurant zu finden. Am Ende sitze ich dann sogar im Restaurant des Hotels und esse dort die sehr leckeren Pierogi. Ich bin irgendwie im Gönnermodus und bestelle auch noch ein Dessert. Als der Kellner an meinen Tisch kommt, erklärt er mir, dass sie für das Dessert einen Duft vorbereitet haben und ich staune nicht schlecht, als mein ganzer Tisch in einen Dampf gehüllt wird, der ein bisschen nach Waldbeeren riecht. Das war definitiv das schickste Restaurant, in dem ich bisher auf meiner Reise gegessen habe.
In den Sand gesetzt
Am nächsten Morgen schwinge ich mich nach dem Frühstück wieder aufs Rad. In der Stadt spricht mich noch ein älterer Herr an, der ein Foto von meinem Fahrrad machen möchte, um es seiner Tochter zu schicken. Sie will in den nächsten Tagen mit dem Rad von Berlin nach Kopenhagen fahren.
Auf meinem Weg durch Polen geht es weiter durch viel Wald und über viele Schotterwege. Wobei die Schotterwege hier oft mehr zu Sandwegen werden und ich immer wieder absteigen und schieben muss. Gegen 16 Uhr erreiche ich das etwa 100 Kilometer entfernte Piła. Nach einer ausgiebigen Kaffee- und Falafelpause beschließe ich, weiter zu radeln. Nun geht es entlang des Europaradweg R1 . Entlang meiner Route verlaufen auch die Gleise der Preußischen Ostbahn, einer Eisenbahnverbindung aus dem 19. Jahrhundert, die von Berlin bis nach Kaliningrad führt. Nach einer Tagesetappe von etwa 150 Kilometern und noch etwa genauso weit von der deutschen Grenze entfernt, schlage ich mein Zelt in einem Wald auf. Bei der abendlichen Routenplanung stelle ich fest, dass es noch etwa 280 Kilometer bis Berlin sind. In den letzten Tagen bin ich jeweils zwischen 130 und 150 Kilometer gefahren und mein Ehrgeiz, Berlin in nur zwei weiteren Tagen zu erreichen, ist geweckt.
Zurück in Deutschland
Deshalb fahre ich am nächsten Morgen ziemlich früh los. Am Nachmittag belohne ich mich mit einer Pizza in Gorzów Wielkopolski und erreiche am Abend die deutsche Grenze. Ich kann es kaum glauben, wieder in Deutschland zu sein. Das Gefühl es bis hierher geschafft zu haben ist unbeschreiblich. Kurz hinter der Grenze finde ich auch noch einen Campingplatz auf einem Bauernhof direkt an der Oder und beschließe dort zu übernachten. Am Morgen beginne ich dann meine erste Etappe in Deutschland mit dem Ziel Berlin, 130 Kilometer entfernt. Ich bin erstaunt, wie gut die Radwege plötzlich sind und wie wenig ich auf Straßen fahren muss. Zuerst fahre ich ein Stück entlang der Oder nach Norden, dann nach Westen durch die Märkische Schweiz und erreiche schon die Außenbezirke Berlins. Unterwegs kaufe ich bei Edeka noch etwas Proviant für den Tag ein. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Besuch bei Edeka jemals solche Emotionen in mir wecken würde, aber das Betreten eines deutschen Supermarktes löst tatsächlich ein unerwartetes Glücksgefühl in mir aus.
Entlang der Spree führt mich der R1 durch viele Parks bis ins Zentrum von Berlin. Am späten Nachmittag komme ich in meinem Hostel im Stadtteil Prenzlauer Berg an. Hier werde ich einen letzten Ruhetag einlegen und ein letztes Mal meine Wäsche waschen, um dann frisch und ausgeruht in die letzten 5 Tage auf dem Rad Richtung Osnabrück zu starten.