Von Oulu nach Vaasa

Mittsommerfest

Nach einem entspannten Tag in Oulu soll es nun an der Ostseeküste weiter in Richtung Süden gehen. Für heute Abend ist ein Gewitter angekündigt. Ich bin mir noch nicht ganz sicher wo ich die Nacht verbringen werde. Im Zelt würde ich ungern bleiben. In Finnland gibt es aber einige offene Hütten und als ich sehe wie der Himmel dunkler wird schaue ich in einer App nach, ob es in der Nähe einen solchen Unterschlupf für die Nacht gibt. Ein paar Kilometer abseits des eigentlichen Weges soll wohl so eine Hütte sein und ich entscheide mich den Umweg auf mich zu nehmen dorthin zu radeln. Leider ist das ein Reinfall. Die Hütte existiert zwar, dort wimmelt es aber so sehr von Mücken, dass ich mich dazu entscheide noch weiter in die nächste Stadt zu fahren um mich erstmal an einem Supermarkt unterzustellen. Als ich da so sitze, einen Donut esse und im Handy nach Unterkünften hier in Raahe suche, sprechen mich Ella und Ricardo an. Wir kommen ein wenig ins Gespräch, ich erzähle ihnen von meiner Reise und dass ich hier eine Unterkunft suche um dem Gewitter zu entfliehen. Die zwei schauen sich kurz gegenseitig an und bieten mir dann an, dass ich doch bei ihnen auf der Couch bleiben könne. Bisher habe ich von solchen spontanen Begegnungen nur gehört aber ich wurde noch nicht von Leuten auf der Straße aufgegabelt und zu ihnen nach Hause eingeladen. Ich nehme das Angebot dankend an. Später erzählen mir die beiden noch, dass morgen Abend ja das Mittsommerfest ist und ich gerne mit zu ihren Freunden kommen kann. Das Mittsommerfest hier in Skandinavien ist in etwa genauso wichtig wie Weihnachten. Und ich kann so einen wichtigen Feiertag ja nicht alleine auf dem Fahrrad verbringen. So habe ich dann den nächsten Abend gute Gesellschaft. Es gibt Pizza und Bier, die Frauen tragen die traditionellen Blumenkränze auf dem Kopf und natürlich geht es auch in die Sauna.

Weiter auf dem Fahrrad

Da die Nacht relativ lang war, fahre ich erst am nächsten Nachmittag weiter. Die folgenden Tage fahre ich von Stadt zu Stadt, von Strand zu Strand an der Küste entlang weiter in Richtung Süden. Immer wieder halte ich an, um mich in der Ostsee ein wenig aufzufrischen. Dabei genieße ich die milden Temperaturen und die flache Landschaft. Abends stelle ich mein Zelt in den vielen Wäldern Finnlands auf. Es ist hier echt richtig einfach einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Auch wenn ich mich immer ein wenig sputen muss das Zelt auf und abzubauen, um nicht direkt von den vielen Mücken zerstochen zu werden.

Unzählige Fliegen und Mücken auf meiner Zeltdecke
Zum Glück sind die alle außerhalb des Innenzelts.

Am Tag an dem ich in Richtung Vaasa unterwegs bin sehe ich am Straßenrand ein Schild das gratis Kaffee für Radreisende verspricht. Ich sehe mich kurz um und werde dann auch schon von einer Frau abgefangen, die mich herzlich auf ihre Terrasse einlädt und mir Kaffee und Kekse serviert. Sie spricht deutsch mit österreichischem Akzent und erzählt mir, dass sie vor 8 Jahren aus Innsbruck hier her gezogen ist, nachdem sie ihren Mann auf einer Radreise kennengelernt hat. Und jetzt bieten sie Radreisenden die zufällig vorbei kommen Kaffee an. Ein Glück für mich :)

Schild am Straßenrand "Free Coffee for Bicycle Travellers"
Dieses Schild lädt zu gratis Kaffee für Radreisende ein.

Ich bin mir nicht sicher ob ich durch das lange alleine sein mittlerweile offener geworden bin, oder ob es die finnische Mentalität ist. In der kurzen Zeit in der ich jetzt in Finnland bin hatte ich schon so viele tolle Begegnungen mit den Einheimischen, wie ich sie auf der ganzen Reise bisher noch nicht hatte.

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